Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Ich schwör, Mann!“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

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Ich schwör, Mann!

Dunkle Sonnenbrille, laute Musik und mindestens einen fetten BMW oder Audi unterm in Armani-Jeans gequetschten Hintern. Der aus dem Fenster mit Goldketten behangene Arm schwingt im Takt der gebetsrufsähnlichen Musik und signalisiert allen, ey Mann, wosch Tussy ha, muesch glänze!

Na, erkennen Sie ihn wieder? Den stereotypen Macho aus dem Balkan? Diejenigen, die bereits Teile des ehemals prosperierenden osmanischen Reiches bereist haben, schwärmen von Land und Leute. Ich schwör Mann, das ist schöner als in Frankreich und glaubsch voll, die Menschen sind fröhlicher als in Italien. Hört man immer wieder von begeisterten Heimkehrern. Kaum in der stolzen und auf Eigenständigkeit bedachten Schweiz, wird mit dem Finger auf alles gezeigt, was balkanangehaucht daherkommt.

Dass alle diese gebeutelten Länder nach Kriegen und Auseinandersetzungen mit den europäischen Mächten sowie durch diverse Aufstände anderer Nationen, welche unter osmanischer Herrschaft lebten, nichts lieber als ihren Stolz und ihre Freiheit behalten wollen, müsste uns Schweizern so klar wie ein Döner sein. Ich bin dieser weit entfernten Geschichte mit gemischten Gefühlen begegnet. Der Balkan-Krieg war hässlich, die Gräueltaten live in der guten Stube noch hässlicher. Ein Bild, welches viele nur aus den Medien kennen. Seit Jahren bin ich mit Kosovaren befreundet, mittlerweile sind wir mehr als nur beste Freunde. Mich fasziniert ihre gelebte Herzlichkeit, ihre Gastfreundschaft und ihr ausgeprägter Familienzusammenhalt. Ich fühle mich bei meinen Freunden zu Hause, geschätzt und jederzeit willkommen. Nun ist es an der Zeit, mir vor Ort ein Bild zu machen. Ich reise in den Kosovo.

Eingeladen von meinen Freunden, Teil ihrer Familie zu sein. Hört sich fantastisch an, nicht? Natürlich benutzen wir für die Reise standesgemäss den Porsche Panamera, der in diesem gänzlich unbekannten Land nicht geklaut wird. Eher hier, um dann dort gefahren zu werden. Autos werden, so habe ich mir sagen lassen, im Kosovo so gut wie nie geklaut. Man weiss nie welchem Mafiosi die Karosse gehört. Könnte ins Auge gehen. Ich bin natürlich von meinen Freunden über die Geschichte und Historie des Balkans besser unterrichtet worden, als in der Schule. Ich kann die Sehnsucht nach Frieden und Anerkennung nachvollziehen. Ich bin Schweizer und weiss von was ich rede.

Sie fragen sich sicher, was es im Kosovo zu sehen gibt. Zu sehen? Familie, Freunde, sich wohlfühlen. Das wird es zu sehen geben, nebst grossartiger Landschaft mit geschichtsträchtigen Vermächtnissen vergangener Zeiten. Unser oberflächliches Wissen über das ehemals osmanische Reich reicht eben nicht aus, um das Wort Freund länderneutral in den Mund zu nehmen. Die Russen und die Amis haben da ein gewichtiges Wort mitzureden. Glauben sie zumindest. Ich werde berichten. Voll krass Mann, dieser Balkantrip.

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